DOLLERN, SEIN WAPPEN UND FLEXIBLE BÜRGER
Die Gedanken eines Ausländers
7. September 2008
Sasa J. Miskovic
Dollerner Kolumne
Ausgabe I / 2008
Autor: Sasa Miskovic
Wegfahren, raus aus dem Dorf !!! Heute gehe ich einkaufen, weil mein Kühlschrank so langsam leer wird. Zwischen den Regalen eines Supermarkts schaute ich mir die Preise an. Tolle Preise,… im vergleich mit Energiekosten die im letzten 5 Jahren um die 59% gestiegen sind. Wahnsinn! Gut das mein Gehalt noch das selbe geblieben ist wie vor 5 Jahren. Das ist stabil und steigt nicht wie alles andere. Kein Grund zur Aufregung, dachte ich. Andererseits hätten wir protestierende Bürger auf unseren Strassen, genau wie 250 000 begeisternd applaudierende und spontan versammelte bei Obamas Redehaltung in Berlin. Na ja, dort ging es, unter anderem, um die Förderung mehr Deutscher Soldaten in Afghanistan und nicht um die Lebensmittel- sowie andere Kosten in Deutschland. Vorbei an der Kassiererin, die mich sehr Kundenfreundlich ansprach, fast unnatürlich (wahrscheinlich weil sie 13 Std. am Tag arbeiten muss), wollte ich mir die Kunden-Annoncen anschauen. Ob Stellenangebote oder Trödel, Flexibilität ist gefragt. Nichts für mich, dachte ich ein wenig irritiert, da ich schon wieder die Bekantgebung mit verkehrt dargestelltem Dollerner Wappen gesehen habe. Diesmal war es die Feuerwehr ( http://www.samtgemeindefeuerwehr-horneburg.de/bilderseite-ff_dollern.htm ). Egal, dachte ich. Hauptsache Partyeinladung. Flexibel muss man sein.
Auf dem weg nach Hause, begrüßte mich die kleine aus der Nachbarschaft. Es regnete und sie war total nass da sie die Zeitung austragen muß. Sie wollte studieren bekam aber immer nur Absagen. Sie hat schon ein Jahr verloren ist aber flexibel. Ihre Freundin macht eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin. Sie ist eigentlich sehr kreativ und talentiert aber es gab leider keine andere Ausbildungsstelle. Ein Glück das auch sie flexibel ist. Ihr Bruder ist jetzt Zivi.
“Die Mutti ist froh darüber!”, sagte sie,… “sonst könnte es passieren das er ins Ausland muss…nach Kabul, oder Kosovo…”.
“Quatsch.”, sagte ich um sie zu beruhigen… “Herr Peter Scholl-Latour sagte doch bei Maybrit Illner ”: “Der Kalte Krieg ist längst da”. Scholl-Latour ist sich sicher: “In Georgien sind 140 amerikanische Militärberater. Sie können mir nicht erzählen, dass die vorher von den Einmarschplänen nichts gewusst haben. Das ist absurd.”…
“also, macht dir keine Sorgen”, sagte ich.
Ich weiß, sie hat mich gar nicht verstanden aber was sollte ich ihr sagen? Vielleicht was Altbundeskanzler Herr Helmut Schmidt im April bei Sandra Maischberger über die NATO sagte und deutsche Aussenpolitik bezüglich des Kosovo Anerkennung und Imperialistischen sowie Kolonialistischen Hintergründen die sich unter dem Begriff “NATO-s Humanitäre Intervention” verstecken ( http://www.youtube.com/watch?v=Xxe1j4vSmdg )??? Helmut Schmidt bewies Souveränität, Intelligenz und Charisma im Gespräch und ließ sich von Maischberger nicht in eine Ecke drängen. Der ist nicht flexibel. Ich glaube er hat bestens erklärt wie deutsche Außenpolitik auszusehen hat. Fand er die Schelte über die Arroganz mancher Deutscher im Hinblick auf andere Kulturen großartig. Frau Maischberger war irgendwann nur noch nervig mit ihrer “aber wir Deutschen müssen doch die Gutmenschen sein, aufgrund unserer Geschichte, und uns empören, empören, empören…”. Oder sollte ich ihr den Teil III unserer EU-Verfassung erklären wo da wird beschrieben wie die Anwendung der Verfassung erfolgen soll? Ich meine, der es gelesen hat, stellt fest, dass sich die Union als Wirtschaftsraum versteht, in welcher der Einzelne nur untergeordnete Bedeutung hat. Wichtig ist einzig, dass die Wirtschaft floriert und alles, was den Wettbewerb stört, zu eliminieren ist. Er wird feststellen, dass die harmlose Definition der Militarisierung in Teil I wirklich nicht harmlos ist, sondern auf eine nach US-Vorbild gerichtete permanente Aufrüstung abzielt, die auch Angriffskriege nicht ausschließt. Natürlich nur, um geknechteten Völkern die Freiheit zu bringen. Freiheit nach westlichem Muster. Freiheit, wie sie die USA als Beispiel in den Irak, Kosovo oder nach Afghanistan transferierte.
Ich meine, interessant, dass Herr Schmidt jetzt in der Öffentlichkeit Klartext redet. Ist das vielleicht oder ganz offensichtlich eine Warnung vor künftigen?
Nun ich musste weiter und meine billig Pizza ( hoffe keine genmanipulierte ) tauchte schon langsam auf als mein Handy klingelte. Es war Simone, Uwes Ehefrau. Sie haben einen kleinen Imbiss an der Tankstelle direkt an der B73. Sie wollen auswandern. Die Idee ist doch super, oder? Sonst hätten wir nicht schon Millionen Deutsche die in den letzten Jahren ausgewandert sind und so schöne Doku-Soaps darüber. Dafür zahle ich GEZ und frage auch nicht wieso sind sie alle weg. Der Imbiss läuft gar nicht gut und Uwe macht sich große Sorgen weil sie pleite sind. Selber Schuld dachte ich. Hätte er nicht die Heizkosten für die serbischen Kinder eines NATO-Ghettos in Kosovo übernommen hätte er jetzt das Geld in der Tasche. Sie machen nur Minus im Imbiss aber der Vermieter, der böse Tankstellenbesitzer, läst sie nicht weggehen. Sie haben doch Vertrag!…leider keine neuen Schuhe für Simones Tochter. Keine Sorge. Die kleine ist flexibel. Ich bin ja auch barfuss gelaufen als neunjähriger.
“Wie geht es dir?”, sagte ich am Telefon.
“Mein Auto ( alter VW Bus) will nicht weiter. Kannst Du mir helfen?”, fragte mich Simone ziemlich aufgeregt.
Kein Wunder, dachte ich. Sie tanken immer Salatöl statt Diesel. Uwe sagt, das ist wegen Spritkosten, aber ich glaube das sie da eher flexibel sind.
“Keine Sorge Uwe”, sagte ich zu ihm damals..” Die Angela machte neulich Agrarsprit – Geschäft mit Brasilianer. Ok, vielleicht durch die Rodung von Urwaldbeständen im brasilianischen Amazonasbecken – mit katastrophalen ökologischen Folgen, aber uns ist das egal”.
Uwe war letzte Woche beim Arzt wegen Herzschmerzen. Der Arzt sagte er soll Stress vermeiden, weil er nur die Spritkosten, Auswanderung usw. im Kopf hat. Das verstehe ich bei Uwe echt nicht. Ich meine, wenn die Angela & co so weiter machen haben wir bald die Russen im Dorf ( ok, wahrscheinlich ohne gas und damit auch nicht Kostenverbunden) aber dann werden wir alle nach Frankreich auswandern. Das ist ja nicht so weit im vergleich mit Australien, Kanada etc… oder? Vielleicht soll der Uwe Herrn Joschka Fischer anrufen. Der kennt sich bestens mit Visa aus. Schließlich hat er Hunderttausende von Illegalen ins Land geholt. Oder vielleicht Herrn Gernot Erler im Auswärtigen Amte. Wie bekannt und bewiesen ist, (Affäre um “Paolo Pinkel”) u.a. durch den Visa Ausschuss des Bundestages, benötigt nun mal jeder Balkan Mafia Boss ( wie z.B. Osmani Clan aus Hamburg der aktiv mit Deutschen Politikern als Gastgeber von bekannten Mafia Politikern wie Ilir Meta auftraten und dies in Zusammenhang mit der Visa Affäre.!) auch im Frauen- und Drogen Handel Visas, weswegen Joschka Fischer die Visa Stellen in Pristina und Tirana, damals bis 2004 an die Albanische Mafia übergab. Wir sind doch flexibel! Schließlich veränderte die Angela & co auch die Grenze Europas vor kurzem.
Wieso dürfen das die Russen nicht?
…und so flexibel wie wir sind, schrieb Herr Dusan Nonkovic ( https://dijaspora.wordpress.com/ ) eine Petition gegen die Anerkennung des Kosovos als Staat an den Deutschen Bundestag. Ich unterstützte ihn dabei ( http://miskovic.wordpress.com/category/peticija-protiv-secesije-kosova-i-metohije/ ). Bin doch ein flexibler Mensch. Man lehnte es aber gleich ab. Dann schrieb er ein Widerspruch weil sie in ihrer Begründung zur Ablehnung unserer Petition weder einen Paragrafen noch den Absatz der Satzung benannt haben. Schließlich wurden schwerwiegende Fehler der Deutschen Regierung und der ihr unterstellten Behörde begangen: beginnend mit der Waffenlieferung nach der Wiedervereinigung aus Beständen der DDR, damals die sechst größte Armee der Welt, in Spannungs- und im Krieg befindliche Gebiete (Jugoslawien war damals zweifelfrei ein solches Gebiet), obwohl dies das Grundgesetz der BRD verbietet, bis hin zu der Beugung des internationalen Rechts mit der Anerkennung des Kosovos gegen die Resolution 1244, obwohl die Führer des Kosovos Mitglieder einer terroristischen Organisation waren und die von Karla Del Ponte, wie sie in ihrem Buch schreibt, wegen Handel mit Organen von Gefangenen Serben schwer belastet sind usw.. Jetzt ist unsere Petition an der Tagesordnung. Ich glaube das die Sachbearbeiter des Petitionsausschusses auch flexibel sind….aber eher glaube ich, man nahm die Petition auf weil die Vorsitzende des Petitionsausschusses den Linken gehört…die kämpfen jetzt sicher um jede Stimme und wie man das schön sagt:”Links sein” ist keine Einbahnstraße.
Ich war auch mal Pferderetter und habe einen Verein ins Leben gerufen. Es wäre schön wenn es einen Verein gebe der sich um uns alle kümmern würde. Schließlich sind wir doch Pferde geworden. Sie sagen auch nichts wenn`s weh tut und sie können sich auch nicht wehren…. und wenn, dann werden sie als “Problempferde” behandelt. Moment mal…war dieser Verein nicht die Kirche mit dem Gott als 1. Vorsitzenden? Quatsch… das war mal. Politik des Vatikans unterscheidet sich heute nicht von dem Parteiprogramm der CDU (siehe Satzung). Und so lange wir nicht als Kollateralschaden irgendwo evidentiert werden, sollen wir froh sein als Identität- und bedeutungsloser Zahl in der Datei eines Datenbankhändlers zu stehen. Der meint es wenigstens gut mit uns. Sonnst hätte er sich nicht so viel über uns informiert, oder?
…und so, auf dem weg zu Simone, denke ich wieder an das Dollerner Wappen. Tja, ein Wappen ist was ganz besonderes, für alle Ewigkeiten und ändert sich nie. Das hat sein “ich” und ist stolz darauf. Das ist nicht flexibel und steht aufrecht für uns, auch wenn wir manchmal unser “ich” verlieren und flexibel werden…Vielleicht sollte man das Buch ” Dollern – Die Dorfgeschichte” lesen um alles besser zu verstehen? Ups…und es passiert wieder!!!
Na ja, ich laß es lieber sein….weil, momentan bleibt einem Ausländer wie mir nichts übrig als mich zu “integrieren” und zu hoffen das ich bald die Wörter “EXIL” und “EXIT” nicht vertausche. Schließlich fällt mir die Integration nicht so schwer da ich vor kurzem erfahren habe das meine Nachbarn, wie Familie Becker, aus der Ukraine kommen, Herr Schmidt aus Brasilien, die Sabine aus Kasachstan usw.( siehe http://www.sueddeutsche.de/finanzen/264/306226/text/ )
Ich muss jetzt weg…Simone wartet auf mich…sie muss nämlich noch zum Englisch Unterricht…
Sasa J. Miskovic
Original Text / Dollerner Kolumne 2008